Verkehr - Projekt 6
Batterieersatz bei der Deutschen Bahn: ein Schwergewicht!
Urs Riesen
Fachspezialist, Hochspannungsanlagen, Ostermundigen
Im Badischen Bahnhof in Basel konnte die Arnold AG einen Batterieaustausch bei der Notstromanlage der Deutschen Bahn vornehmen. Ein wahrlich «schweres» Unterfangen.
Schon einige Male konnten die Monteure der Arnold AG als Schweizer Partner der deutschen Hoppecke Batterien diverse Montagearbeiten für diese ausführen. Im Jahr 2018 durfte die Arnold AG ein Angebot für den Ersatz einer in die Jahre gekommenen Batterie einreichen. Lange Zeit hat der Fachspezialist Urs Riesen, Arnold-intern auch bekannt als «Batterie-Ürsu», nichts mehr von diesem Projekt gehört – bis er im Februar 2020 eine Mail erhielt, dass der Batterieaustausch im März vorzunehmen sei. Leider fiel der Auftrag just in den Lockdown und konnte aus arbeitsschutztechnischen Gründen zu dieser Zeit nicht realisiert werden. Ende Juni war es dann soweit und die Monteure konnten losgeschickt werden. Eine Bleibatterie, wie sie hier eingesetzt wurde, darf nicht zu lange unbenutzt stehen, ohne geladen zu werden, da sie ansonsten zusammenfällt – oder genauer: sie sulfatiert und eine Selbstentladung setzt ein, was die Kapazität einschränken würde. Urs Riesen war froh, dass die Batterie nun im Bahnhofsgebäude, unter den Perrons bei der Notstromanlage, ausgetauscht werden konnte. Diese kommt dann zum Einsatz, wenn im Stellwerk der Strom ausfällt und gewährleistet, dass auch in einem solchen Fall steuer- und überwachungstechnisch alles funktioniert. Die zwei redundanten Systeme à 60 Volt Nennspannung, die altershalber ausgetauscht wurden, standen im gut belüfteten Batterieraum. Die entweichenden Säuredämpfe bedingen solch einen gesonderten Raum. Die zu installierende Batterie besteht aus 30 Zellen und jede der neuen 2-Volt Zellen ist 190 Kilo schwer! Zuerst wurde die alte Batterie stillgelegt, dann wurden die verbrauchten Zellen, die ein Gewicht von 130 kg hatten, mit Hilfe eines Sackwagens rausgebracht und zwei Treppen nach oben transportiert. Anschliessend konnten die neuen Zellen nach unten gebracht werden – ein Kraftakt bei 30° C Aussentemperatur.
Fun Facts:
Urs Riesen erzählt: «Als wir am Montag in Basel das Material kontrollierten, stellten wir fest, dass unsere Kabelschuhpresse zu klein war. Das richtige Werkzeug war bei einem Kollegen. Ich wusste, dass meine Frau mit der Tochter einen Besuch im Baselbiet vorhatte, und organisierte, dass das Werkzeug nach Ostermundigen gebracht wurde, wo es meine Frau abholte. Am Nachmittag wurde es uns im Badischen Bahnhof von meiner Liebsten überbracht. Dazu noch ein Karton mit frischgepflückten Kirschen vom Baselbiet.»
Alles musste äusserst sorgfältig und vorsichtig ausgeführt werden und das Thema Sicherheit war oberstes Gebot. Die Kunststoffgehäuse der Batterien sind relativ schlagempfindlich, die Labyrinth Dichtungen nie ganz verschlossen und die Zellenstopfen (das ist die Öffnung, wo die Säure eingefüllt wird) auf der Oberseite nie vollkommen dicht. Eine Batterie muss atmen können. Deshalb durften die Zellen nur bedingt geneigt werden, ansonsten wäre Säure ausgelaufen, was äusserst gefährlich sein kann. Natürlich trugen die Monteure Schutzbrillen während der Arbeit. Da punkto Versorgung kein Unterbruch stattfinden durfte, mussten die Arbeiten so geregelt werden, dass das System immer am Laufen war. Urs Riesen und sein Kollege Rolf Bürki haben hierfür beide Systeme während den Umbauarbeiten auf ein System zusammengeschaltet. Die neu installierte Batterie musste mobil geladen werden, damit sie das gleiche Spannungsniveau erreichte, bevor sie zusammengeschaltet werden konnten. Insgesamt haben die beiden Monteure 8 Manntage für den Batterieaustausch benötigt, was eher etwas knapp berechnet war. Gut zu wissen: Die alten Zellen wurden selbstverständlich dem Recycling zugeführt. Damit keine Sonderabfälle entstehen, werden im Rahmen des Recyclings Säure und Blei fachgerecht entnommen und wiedereingesetzt. Urs Riesen und Rolf Bürki haben während der Montagezeit in Basel übernachtet. Da sie eine Ansteckung mit dem Corona-Virus und dadurch eine Verzögerung der Arbeiten nicht riskieren wollten und auch alle Kantinen geschlossen waren, haben sie sich völlig isoliert und ihr Picknick neben den Geleisen oder abends in der Nähe ihres Hotels gegessen. Ein herzlicher Dank geht natürlich an die Firma Hoppecke für den geschätzten Auftrag und an das Team der Deutschen Bundesbahn im Stellwerk des Badischen Bahnhofs für die tolle Betreuung vor Ort!
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