Mobilität im Wandel: Zwischen wachsenden Ansprüchen und neuen Wegen für Infrastrukturanbieter
Fokusthema «e-Mobilität»
Raum und Zeit zu überwinden zählt zu den wichtigsten Grundbedürfnissen des Menschen. Die Mobilität ist global im Wandel begriffen, und mit ihr die Rolle der verschiedenen Akteure im Verkehr. Die Leistungsanforderungen an die Mobilität steigen nicht nur, sie werden auch komplexer. Auf den Wachstumsmarkt Mobilität wirken die Digitalisierung, Elektrifizierung und Individualisierung der Gesellschaft und Wirtschaft tiefgreifend und nachhaltig ein. Eine Entwicklung, der wir freudig gespannt und proaktiv entgegensehen.
Die Mobilität von morgen ist in einem immensen Wandel begriffen. Das steigende Bedürfnis nach individueller Fortbewegung und der Flexibilitätsanspruch von heute stellen sowohl Anbieter als auch Betreiber von Mobilitätsinfrastrukturen vor grosse Herausforderungen. Eine Studie des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs ADAC verdeutlicht, wie sich die Mobilitätsmuster der Menschen in Deutschland in den letzten 20 Jahren verändert haben: Mobilität ist von einem Luxusgut und Statussymbol zu einer Notwendigkeit und Grundvoraussetzung geworden, um beispielsweise vom Wohn- an den Arbeitsplatz zu gelangen. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in der Schweiz erkennen. Vor allem in den vergangenen 10 Jahren hat sich der Mobilitäts- und Verkehrssektor stark gewandelt. Die klassische Dualität des Strassenverkehrs, zu welcher die ÖV und der Individualverkehr gehören, ist längst kein funktionierendes Modell mehr und wird den Ansprüchen und Bedürfnissen der Menschen an die Mobilität nicht gerecht. Prägende Tendenzen, im Hinblick auf deren transformatische Triebkraft auch als Transformationspfade bezeichnet, sind die Digitalisierung und Elektrifizierung, die Dekarbonisierung sowie die Individualisierung und Demotorisierung. Diese sowohl gesellschaftlichen als auch energiepolitischen Trends wirken sich nachhaltig auf den öffentlichen Verkehr und auch den Individualverkehr aus und erhöhen den Druck für Anbieter und Betreiber, die Infrastruktur und die Angebote anzupassen. Sie steuern in eine Zukunft, die von der Bedürfnisebene der Verkehrsteilnehmer bestimmt ist, hin zu einer «individuellen, intelligenten und vernetzten Mobilität»1.
1. Die Evolution der Mobilität. Eine Studie des Zukunftsinstituts im Auftrag des ADAC. ADAV e.V. (2017): München. S. 5.
Digitalisierung – auch bei der Mobilität ein Thema Die Digitalisierung ist – und wird sich auch in den nächsten 20 Jahren dahingehend entwickeln – eine konstitutive Grundlage für die Veränderung in vielen Lebensbereichen. Sie sorgt für Sicherheit, Komfort und erleichtert das Leben. Für die Mobilität bedeutet dies, dass sie sich an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren muss. Mit der Digitalisierung schreitet auch die Elektrifizierung von Fahrzeugen voran. Fossile Brennstoffe weichen, befeuert von klimapolitischen Bemühungen, erneuerbaren Energien, welche weniger greifbar und analog sind als Treibstoff. Wo früher der Verbrennungsmotor zum Einsatz kam, wird in Zukunft vermehrt ein Elektrofahrzeug anzutreffen sein. Erneuerbare Energien in der Mobilität haben vor allem zwei Vorteile: Sie werden immer günstiger und senken zudem den Energiebedarf im Personenverkehr, sodass er bis 2040 voraussichtlich nur noch drei Viertel des Bedarfs im Jahr 2015 betragen wird 2. Die Elektrifizierung und Dekarbonisierung von Energie für die Mobilität ziehen eine Entmotorisierung nach sich. Personenfahrzeuge, Transportvehikel und öffentliche Verkehrsmittel werden immer mehr mit Elektrizität betrieben, neue Mobilitätsmittel wie E-Trottinetts und E-Bikes nutzen Solarenergie.
2. Vgl. ebd., S. 22.
Der Wunsch zur Individualisierung als Treiber Der stärkste Treiber der bevorstehenden tiefgreifenden und grundlegenden Veränderung von Mobilität, wie wir sie nutzen und welchen Stellenwert sie hat, ist die Individualisierung. Eine Analyse dieses Trends lohnt sich, denn er beschleunigt die Entwicklung in vielerlei Hinsicht und wird zentral sein für die Akkomodation von Mobilitätsbetreibern ihrer Infrastruktur, Dienstleistungen und Nutzungsangebote. Individualisierung, die Tendenz von Menschen zur Vereinzelung und verstärktem Fokus auf die Verwirklichung eigener Wünsche, Berufslaufbahnen und Lebensziele steht auf den ersten Blick in einem interessanten Widerspruch zum sinkenden Besitzanteil eigener Automobile. Immer mehr Menschen verzichten auf den Besitz eines privaten Autos, aus Gründen des Klimabewusstseins, einer Kosten-Nutzen-Abwägung, der Nachhaltigkeit und der körperlichen Fitness, da das Velo zurzeit eine Renaissance erlebt. Zudem ist das komfortable und schnelle Reisen aufgrund überfüllter Verkehrswege nicht garantiert. Das Auto, früher Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit, wird in Zukunft trotzdem ein wichtiger Bestandteil der Mobilität sein, hat allerdings bereits einiges von seinem Symbolstatus eingebüsst. Herauskristallisiert haben sich statt des Privatbesitzes Shared Mobility-Modelle. Sharing-Modelle betreffen aber nicht nur das Auto, sondern auch E-Bikes, E-Trottinette und Produkte des täglichen Bedarfs, welche unter Umständen teuer in der Anschaffung sind und nicht so häufig gebraucht werden. Sharing steht erst einmal konträr der Individualisierung gegenüber. Auf den zweiten Blick lässt sich aber erkennen, dass diese Entwicklung Sinn macht. Wer auf eigenen Besitz verzichtet, trägt keine Verantwortung für Beschaffung, Versicherung, Instandhaltung, Reinigung und Unterbringung eines Objekts. Stattdessen kann der Besitz für eine selbst festgelegte Zeitspanne gemietet werden, ohne Verpflichtungen einzugehen. Die Stichworte hierbei sind Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Flexibilität und Freiheit bei der Koordination der täglichen Reisewege – sei es beruflich, familiär, in der Freizeit oder für tägliche Besorgungen. Wie wirkt sich das auf die Mobilität aus? Um von A nach B zu kommen, wählen Reisende verschiedene Transportmöglichkeiten, kombinieren ad hoc das Velo, den öffentlichen Verkehr, Bike-Sharing und Mitfahrgelegenheiten zu «Reiseketten 3» , flexibel und ohne vertragliche Bindung, sodass sie ihren Bedürfnissen am besten entsprechen. So wird Mobilitätsnutzung zum Ausdruck der Persönlichkeit. Sie ist individuell, vernetzt und intelligent. Hier tut sich für Anbieter eine grosse Chance und Herausforderung auf: Die individuelle Mobilität muss auf dem Weg in ein multimobiles Zeitalter sowohl in Ballungsräumen, als auch abseits dieser sichergestellt werden. Ballungsräume wiederum, Entstehungsergebnis von Zersiedelung aufgrund sich stark diversifizierender Lebensentwürfe, bedürfen einer intelligenten Verkehrsführung, um die Akteure auf der Strasse reibungslos aneinander vorbeizuführen. Wir sind dabei Die Komplexität der Mobilität steigt drastisch an mit dem steigenden Bedarf, neuen Mobilitätsformen, Mischungen und grösserer Vielfalt. Eine bedürfnisgerechte Anpassung der Angebote und Infrastrukturen bedeutet, die Ansprüche individueller Fortbewegung und öffentlicher Verkehrsrouten gelungen zu koordinieren und mit dem «Mobilitätsmix von morgen» 4 abzustimmen. Bei Arnold beobachten wir diese Entwicklungen ganz genau und sind vorne mit dabei, wenn es darum geht, neuen Anforderungen gerecht zu werden und unser Portfolio im Bereich Verkehr laufend anzupassen und auszubauen. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt – Sie auch?
3. Vgl. ebd., S. 5. 4. Vgl. ebd., S. 7.
Teilen Sie diesen Artikel